Mensch Anke, was für ein liebevolles Buch

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Da schreibt eine Bloggerin aus Norditalien, die aber eigentlich aus Strausberg, einer Stadt am namengebenden Straussee östlich von Berlin stammt, ein Buch über ein Mädchen aus Strausberg, das in den letzten beiden Jahren eines verschwundenen Landes spielt und ich alter Esel, der ich selbst in Strausberg geboren bin, greife danach und beginne zu lesen. Und dann hat sie mich die Autorin. Ich höre nicht auf zu lesen.

Eine sehr frische Erzählung aus der Perspektive einer 16-Jährigen (die im Laufe des Buches auch 17 wird), die wirklich bei der Perspektive der Protagonistin bleibt und diese nie verlässt. Es ist verwunderlich, wie das gelingt. Nur die Hauptperson, Manuela Busch, genannt Manu, erzählt, von sich und ihrem Erleben und den begleitenden Gefühlen. Ein bisschen beschleicht einen das Gefühl, man würde heimlich das Tagebuch einer Pupertierenden lesen.

Und vielleicht liegt es daran, das ich als Vater einer 19- und einer 15-jährigen ein wenig (wirklich nur ein wenig!) nachvollziehen kann, wie sich ein Mädchen in diesem Alter fühlt, als es wäre, wenn ich kinderlos durch mein Leben wandeln würde, so dass ich das Buch eben nicht weglege. Ich will ja, dass dieses Mädchen, und auch jede meiner Mädchen, glücklich wird und in der Liebe, die wir doch alle suchen, alles so schön wird, wie man sich das in jungen Jahren vorstellt. Und ja, jeder junge Mensch soll doch seinen Platz im Leben finden und dabei den Partner, der einen glücklich macht. Und vielleicht sind die Wünsche junger Mädchen in diesem Alter gar nicht so verschieden von denen der Jungs im selben Alter. Vielleicht ist ja diese Universalität von Wünschen, Gefühlen und den individuellen Bewertungen der eigenen Erlebnisse in der Jugend das Geheimnis um das eigentlich geht.

Es ist kein Buch, dass eine Abrechnung mit der verschwundenen DDR ist. Es ist auch kein Buch, dass die verschwundene DDR verklärt oder verherrlicht. Es legt den Finger nur sanft in die Wunden DDR-spezifischer Widrigkeiten* aber zeigt dafür etwas intensiver den Schmerz der ambivalenten Gefühle, die aufkamen, als sich die Mauer öffnete. Nicht alle Menschen waren taumelig vor Glück, als die Mauer fiel, mancher konnte das eben gar nicht glauben, obgleich es Tatsache war. Es gab auch Menschen, die diese historische Zäsur erst mal still mit sich ausmachen mussten, begreifen musste. Bevor auch sie sich ihre 100 D-Mark Begrüßungsgeld abholen gingen. Und das ist nun wieder pure Wahrheit, ich weiß wovon ich schreibe.

(* ich persönlich glaube ja, es gibt genug Literatur, die den Finger so richtig in die Wunden legt. Zu Recht! Aber es gibt eben zu wenig Literatur, die die Ambivalenz der Gefühle von damals beschreibt. Leider!)

Und wer es genau wissen will: Das erste, was ich von meinem Begrüßungsgeld gekauft habe: Das Doppelalbum „The Wall“ von Pink Floyd. Ein Highlight der Musikgeschichte! Aber das gehört eigentlich nicht hierher.

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