Heute machten wir uns auf, zu den Plodda Falls. Alles war gut. Doch als wir dann an den Falls ankamen, wollte Opa nicht mit schauen kommen. Statt zu warten, ging er schon vor zum Parkplatz. Da niemand wusste wo er war, hatten wir alle Sorge, dass ihm etwas passiert ist […]
G3-Kathi in Ihrem Reisetagebuch
Zunächst mal: Was der Plan war …
Der Plan des Tages sah vor Wandern zu gehen. Eine nicht weit entfernte kleine Rundwanderung an den Plodda Falls. Natürlich ist der Begriff Wandern dem Grunde nach etwas übertrieben für eine Runde von knappen drei Kilometern, aber schließlich waren wir mit den Großeltern unserer Kinder unterwegs.
Die Wetterlage des Tages zeigte auch nicht gerade Sonnenschein, es war eher verhangen und am Morgen noch regnerisch. mit dem Frühstück hatte der Regen zwar aufgehört, doch die Luftfeuchte war hoch.
Also nach dem Frühstück schnell das Picknick in die Rucksäcke und hurtig ab ins Auto. Am Car Park angekommen kurze Orientierung und die Entscheidung entgegen der vorschlagen Richtung zu laufen, das brachte den vermeintlichen Höhepunkt – die Plodda Falls in den letzten Teil der Runde und nicht an deren Anfang.
Der Regen der Nacht und des Morgens hat seine Spuren hinterlassen: im Wald troff die Nässe nur so von den Bäumen. Man sah dem Wald auch an, dass er hier besonders viel und häufig Regen bekommt.
… und dann: der verschwundene Opa
Die Plodda Falls sind ein recht hoher Wasserfall des „Allt na Bodachan“ der etwas unterhalb des Wasserfalls in den „Abhainn Deabhag“ mündet der wiederum im River Affric aufgeht. Der Karte nach ist der „Allt na Bodachan“ eher ein Bach, aber was heißt das schon. In einer regenreichen Gegend kann auch ein Bach viel Wasser transportieren.
Einer der Viewpoints auf den Wasserfall war über einen (aufgrund des vorangegangenen Regens der Nacht) recht schlammig-rutschigen, leicht abfallenden und sehr schmalen Pfad zu erreichen. Natürlich wollten wir alle diesen Viewpoint erreichen, wozu waren wir sonst hierhergekommen? Nur der Opa, der schon manchmal etwas wackelig auf den Beinen ist, wollte und sollte sich dieses Abenteuer nicht geben. Also vereinbarte die liebe Oma mit ihm, er solle am Abzweig zum Viewpoint schlicht stehen bleiben und auf sie/uns warten.
Aber dann war der Opa weg. Er stand nicht mehr da, wo er vorher stand und zustimmend das Warten versprach.
Ansteigender Blutdruck bei uns allen, besonders und nachvollziehbar stark bei der Oma, war das Resultat. Dennoch war kühler Kopf angesagt. Normalerweise und historisch betrachtet konnten wir davon ausgehen, dass der Opa, mit einem guten Orientierungssinn ausgestattet, nicht verloren geht. Gleichzeitig war es rein objektiv so, dass er eben nicht mehr der stabilste auf den Beinen ist. Und darüber hinaus war die Gegend natürlich auch nicht vertraut, wir waren schließlich alle gemeinsam zum ersten mal in unserem Leben an diesem Ort. Und ein weiterer Fakt, der Punkt, an dem wir den Opa „geparkt“ hatten war eine Kreuzung mit vier Abzweigen.
Der Abzweig eins war der schlammig-rutschige, leicht abfallenden sehr schmalen Pfad zum Viewpoint, den er nicht genommen haben konnte, weil er uns dann ja in die Arme gelaufen wäre. Blieben als Optionen die anderen drei Wege.
Möglichkeit eins: er könnte dem weiteren geplanten Weg gefolgt sein. Möglichkeit zwei: er könnte den Weg zurück, von wo wir herkamen, genommen haben und quasi umgekehrt sein. Möglichkeit drei: er konnte den Abzweig genommen haben, der laut Plan zu ignorieren gewesen wäre.
Was tun: Wir teilten uns auf und folgten allen drei Routen, wobei des Opas Tochter – die Fitteste in unserem Kreis – der Runde rückwärts folgte, und weil das die längste Alternative war, die zum Ausgangspunkt führte, dafür eine Jogging-Einheit einlegte. Die Kinder mit der Oma folgten dem ursprünglich geplanten Weg weiter zum Ausgangspunkt unserer kleinen Wanderung. Ich begab mich auf den eigentlich zu ignorierenden Pfad.
Ich erinnere mich nicht mehr wieviel Zeit vergangen war, aber bald hörte ich G3-Kathi rufen, der Opa sei gefunden.
Er hatte den geplanten Weg genommen und saß friedlich, ohne irgendeinen Gedanken an uns verschwendend an einem Picknick-Tisch am Car Park und wartete, dass wir alle wohl bald kommen mögen. Er sei halt schon mal voraus gegangen!
Omas Blutdruck brauchte wohl noch eine ganze Weile, bis er sich wieder eingependelt hatte, meine liebe Frau hat eine extra Runde Jogging abbekommen und für die Kinder war es ein Abenteuer. Gut, dass letztlich nichts passiert war.
Und schließlich Ende gut mit Hektik
Am Nachmittag, als wir längst wieder in unserer Unterkunft waren, riss der Himmel auf und alle hatten plötzlich Lust auf ein Kaffee-Trinken. Also erinnerten wir uns an das kleine Café unterhalb unserer Unterkunft, das Coach House. Aber da die Zeit ja nie stehen bleibt, was es schon fast vier Uhr, als wir dort ankamen. Auf den Schreck des Tages wollte die Oma uns natürlich lecker Kuchen und Kaffee spendieren. Alles auf dem Tisch mussten wir dann wieder – zum zweiten Mal am diesem Tag – ein wenig Hektik ertragen: Das Kaffee schloss um vier Uhr. So war es zwar lecker, aber keineswegs ein entspanntes, oder wie die Kinder sagen würden: gechilltes Kaffee-Trinken.
Egal, der Tag war am Ende glücklich verlaufen, und ein bisschen Abenteuer war dank des relaxten Opas auch dabei.